– Programm & Vermittlung

Die Vielfalt der Gesellschaft spiegelt sich auch in den Angeboten und im Programm einer Kultureinrichtung wider. Mit Inklusion als Leitmotiv werden Programme nicht an einem tradierten Kanon von „Klassikern“ ausgerichtet, sondern hinterfragen diesen und sind offen für neue Einflüsse oder bislang übersehene Perspektiven. Es gibt eine Offenheit für bisher weniger bekannte künstlerische Ausdrucksformen, Methoden, Zugänge und Ästhetiken. Tradierte Normalitätsvorstellungen werden hinterfragt. Wenn Angebote für eine bestimmte Zielgruppe entwickelt werden, holt die Kultureinrichtung die Perspektiven der Zielgruppen ein, die mit dem Angebot erreicht werden sollen. Die Angebote der Kultureinrichtung berücksichtigen individuelle Bedürfnisse der Zielgruppen, wie etwa von Menschen mit Behinderung, und sind barrierefrei und zugänglich gestaltet. Transparenz, Wahlmöglichkeit und Stärkung der Selbstbestimmung sind Werte, die die Arbeit prägen – von der Planung bis zur Durchführung. Ziel ist es, dass sowohl das Publikum als auch Künstler*innen und Kulturakteur*innen mit Behinderung gerne in diese Kultureinrichtung kommen und sich willkommen fühlen und akzeptiert, ohne über ihre Behinderung Auskunft geben zu müssen und das Gefühl zu haben, dass sie besonders behandelt werden. Spontane Besuche und Teilnahme ohne Voranmeldungen sollten ohne weiteres möglich sein.

Programmwahl

Sowohl die thematische Ausrichtung als auch die Art und Weise der Programmentscheidung und -mitbestimmung sind wichtige Faktoren für eine relevante und inklusive Kultureinrichtung. Welche Themen werden behandelt? Welche nicht? Wer entscheidet über den Inhalt des Programms? Wer ist die Zielgruppe und wer wird dabei vergessen oder unbewusst ausgeschlossen?

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Szenenaufnahme der Forward Dance Company aus dem Stück JOY. Drei Tänzerinnen in rotbrauen Bodies auf der Bühne. Hellgrauer Bühnenboden, schwarzer Hintergrund. Lichtkegel über jeder Tänzerin. Die Tänzerin links steht im leichten Spagat nach vorn gebeugt, den Kopf nach hinten gelegt. Die Tänzerin in der Mitte steht auf dem rechten Bein, das linke etwas angewinkelt, die Arme nach unten genommen und die Hände zueinander gedreht. Der Blick geht zur Tänzerin rechts, die auf allen vieren aussieht, als ob sie in den Startblöcken eines Sprints steht.
Forward Dance Company. Premiere von JOY im LOFFT © Tom Dachs

Kunst- und Kulturakteur*innen mit Behinderung

Eine Möglichkeit, Behinderung auch im Programm widerzuspiegeln, ist es, Arbeiten von Kunst- und Kulturakteur*innen mit Behinderung zu zeigen bzw. generell mit Kunst- und Kulturakteur*innen mit Behinderung zusammenzuarbeiten.

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Das Foto zeigt eine Bühne, der Boden ist hell der Hintergrund schwarz. Fünf Personen befinden sich auf der Bühne, die Kleidung ist schwarz, aber einzelne Kleidungsstücke haben leuchtende Farben. Vier Personen sitzen, zwei auf dem Boden und zwei im Rollstuhl. Eine Person steht hinter den anderen vier Personen. Alle Darsteller:innen blicken in unterschiedliche Richtungen.
Forward Dance Company im LOFFT. © Tom Dachs

Menschen mit Behinderung als Publikum

Neben der Frage, wie Behinderung im Programm reflektiert werden kann und Kunstakteur*innen mit Behinderung möglichst bedarfsgerechte Bedingungen in der Kultureinrichtung vorfinden, muss auch die Teilhabe für Besucher*innen mit Behinderung realisiert werden. Dabei ist zu beachten, dass Menschen mit Behinderung keine homogene Gruppe sind, sondern Persönlichkeiten mit vielfältigem Wissen, verschiedensten Erfahrungen, Bedarfen und Interessen.

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Ein Ausstellungsraum. Eine Gruppe von Kinder sitzt auf dem Boden. Zwei Frauen knien vor den Kindern und erklären etwas in Gebärdensprache. Rechts an der Wand befindet sich eine große Nachbildung eines Auges.
Führung im Kindermuseum vom Hygiene-Museum in Dresden © Oliver Killig

Gebärdensprache & Untertitel

Damit gehörlose Menschen an Angeboten wie Ausstellungsführungen, Theatervorstellungen, Lesungen, Workshops oder Vorträgen teilnehmen können, müssen diese auch in Gebärdensprache angeboten und/oder mit Untertiteln versehen werden.

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Das Foto zeigt eine Bühne. Auf der Bühne stehen vier dunkle Stühle. Der Bühnenhintergrund ist eine hohe graue Sichtbetonwand. Auf die Wand sind weiße Übertitel projiziert.
Übertitel bei einer Theatervorstellung © Panthea

Audiodeskription & Tastführungen

Audiodeskription erlaubt es sehbehinderten oder blinden Menschen, die Bildebene eines Films bzw. eines Bühnenstückes zu verstehen, die sie nicht oder nur teilweise sehen können. Zur Audiodeskription in Theater- bzw. Konzerthäusern gehört in den meisten Fällen auch eine taktile Bühnenführung dazu. Um in Ausstellungen oder Museen möglichst viele Sinne anzusprechen, werden u.a. Tastführungen, taktile Repliken und Audio- bzw. Multimediaguides eingesetzt.

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Das Foto zeigt eine Gruppe von Gästen bei einer Bühnenführung. Eine helle Rauchwolke vor schwarzem Hintergrund. Außerherum stehen Kinder und Erwachsene und strecken ihre Arme und Hände in die Rauchwolke.
Bühnenführung am Theater der Jungen Welt in Leipzig © Sebastian Schimmel

Relaxed Performance & Stille Stunde

Oft sind es spezielle Verhaltensregeln in Kultureinrichtungen oder reizintensive Rahmenbedingungen, die Menschen vom Kulturbesuch abhalten. Relaxed Performances und das Konzept der stillen Stunde werden gezielt eingesetzt, um etwa eine entspannte Atmosphäre oder eine reizarme Umgebung zu schaffen.

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Ein länglicher Raum mit Oberlichtern. Im Vordergrund pinke Sitzsäcke mit Zuhörer:innen. Links im Raum sitzt der Referent in einem Rollstuhl an einem Tisch. Rechts sitzen weitere Zuhörer:innen, zum Teil auf Stühlen, zum Teil auf dem Boden oder auf Sitzsäcken.
Vortrag von Michael Turinsky in "relaxter" Atmosphäre © André Wirsig

Digitale Kulturangebote

Auch bei digitalen Angeboten, wie Konferenzen und Webinaren, Konzertmitschnitten, Live-Streams von Kinovorstellungen oder Theaterstücken, ist Barrierefreiheit wichtig. Neben Überlegungen zu den genutzten Plattformen, Tools und Kommunikationswegen, die barrierefrei sein müssen, sind auch hier Fragen des Ablaufs und der Organisation zu berücksichtigen.

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Das Foto zeigt zwei Laptops nebeneinander. Sie sind aufgeklappt. Der rechte Laptop zeigt ein Video, der linke einen Text. Zwischen den Laptops liegt ein Notizbuch.